*Call me the american nightmare* - Rob Zombie

Welcome to Planet Motherfucker! Was für ein Statement! Ein maßlos übertriebenes Statement? Nein, nicht wirklich, wie ich nachfolgend darlegen möchte. Formuliert hat diese so prägnante Begrüßung ein Mann namens Rob Zombie, und zwar als Titel des ersten Liedes seiner LP La Sexorcisto: Devil Music, Vol. 1. [1] Wer ist dieser Mann, der sich Rob Zombie nennt und am 12. Januar 1966 als Robert Cummings das Licht der Welt erblickte? Der aussieht wie eine Mischung aus einem ausgebuddelten, seit zwei Monaten verwesenden Pudel und einem explodierten Wischmob [www.laut.de].

Den kennen Sie nicht? Nie gehört von dem? Den wollen Sie auch nicht kennen, so wie der daherkommt? Und ob Sie den kennen! (Es sei denn, Sie waren in den vergangenen zwei Dekaden nicht im Kino und sind überdies fernsehabstinent.) Wer einen dieser Filme oder Fernsehserien gesehen hat, hat auch Rob Zombie gehört:

Ace Ventura: When Nature Calls (1995), Judge Dredd (1995), The Cable Guy (1996), Escape from L.A. (1996), The Crow: City of Angels (1996), Beavis and Butt-Head Do America (1996), Private Parts (1997), Can't Hardly Wait (1998), Psycho (1998), The Matrix (1999), End of Days (1999), The Crow: Salvation (2000), Mission: Impossible II (2000), Witchblade (2000), Book of Shadows: Blair Witch 2 (2000), Valentine (2001), Rollerball (2002), The Scorpion King (2002), Hollywood Ending (2002), Daredevil (2003), The Matrix Reloaded (2003), Charlie's Angels (2003), One Last Thing (2005), Venom (2005), Navy CIS (2006), Der Pakt - The Covenant (2006), Born to Be Wild (2006), The Marine (2006), Punisher: War Zone (2008), Supernatural (2009), Paranormal Activity 4 (2012), The Lords of Salem (2012), The Darkness II (2012), Californication (2008-2014).

Mentopia.net Zu all diesen Filmen hat Rob Zombie seine immer leicht trashige, aber außerordentlich kraftvolle und mitreißende Musik beigesteuert. Mittlerweile verantwortet Rob Zombie einige eigene Filme: House of 1000 Corpses (2003), The Devil's Rejects (2005), Halloween (2007) The Haunted World of El Superbeasto (2009) und Halloween II (2009). Ein besonderer Genuß für Freunde der gepflegt horriblen Kinematographie dürfte der Film Grindhouse (2007) sein, an dem Rob Zombie als Autor und Regisseur beteiligt war. Der Film ist in mehrere Episoden unterteilt, die beiden Haupteile sind von Robert Rodriguez (Planet Terror) und Quentin Tarantino (Death Proof). Dazwischen sind kleinere Segmente eingebaut und eines davon hat Rob Zombie mit der grotesk-satirischen Episode Werewolf Women of the SS beigesteuert, in der Nicolas Cage und Udo Kier die Hauptrollen spielen. Darüberhinaus sollte Zombie auch den Gamern bekannt sein, und zwar aus Quake 2: Rage (1997), Twisted Metal III (1998), Nightmare Creature 2 (1999), Gran Turismo 2 (1999), Twisted Metal IV (2001), WWE Raw 2: Ruthless Aggression (2003) und Need for Speed: Underground (2003). [2]

Das Multitalent, ohne dessen Beigaben mittlerweile im Entertainment nichts mehr zu gehen scheint, beginnt sein Schaffen im Jahr 1985 mit seinem Umzug nach New York und der Gründung der Band White Zombie. Von Anfang an wird sein fast manischer Hang zur Perfektion deutlich. Er kümmert sich um buchstäblich jeden Aspekt der Bandentwicklung, er gestaltet alle Album-Cover, designt T-Shirts selbst und setzt die Videoclips in Szene. Er entwirft schon damals die Grundzüge seiner einzigartigen und heute mittlerweile legendären Bühnenshow und er besorgt das Management und die Promotion der Band selbst. Zwar tingelt die zunehmend beliebte Band durch diverse Clubs, aber vom Ertrag der Tingelei läßt sich natürlich nicht leben. Also verdingt er sich als Fahrradkurier, Layout-Designer für Porno-Magazine, ist bei einem schließlich sogar als Art Direktor tätig, und arbeitet als Produktionsassistent bei der in den USA sehr beliebten Kinderfernsehserie Pee-wee's Playhouse. [3]

Das Resultat seines Engagements in Sachen White Zombie sind zunächst fünf, heute nur schwer erhältliche Vinylalben mit Kultstatus, die bei Indie-Labels erscheinen: Gods on voodoo moon (1985, Silent Explosion), Pig Heaven/Slaughter the Grey (1986, Silent Explosion), Psycho Head Blowout (1986, Silent Explosion), Soul Crusher (1987, Silent Explosion), Make Them Die Slowly (1989, Caroline Records), God Of Thunder (1989, Caroline Records). Im Jahr 1990 zahlt sich diese Knochenarbeit dergestalt aus, dass die Band einen Vertrag bei Geffen Records unterschreiben kann. Die Single Thunder Kiss '65 wird ein Hit und des erste Album unter Geffen-Vertrag La Sexorcisto: Devil Music Vol. 1 verkauft sich über zwei Millionen mal. 1995 läßt White Zombie das Album Astro-Creep 2000 folgen, das sich länger als zwei Monate in den Top Ten der Billboard-Charts hält. Darüberhinaus gewinnt das zur Singleauskopplung More Human Than Human produzierte Video, für das Rob Zombie Regie führt, gewinnt 1995 den MTV Video Music Award. Kurz darauf wird Astro-Creep 2000 mit Doppel-Platin geehrt. Der Erfolg des Albums animiert diverse Künstler wie John Fryer, Charlie Clouser (Nine Inch Nails), P.M. Dawn, Dust Brothers oder Damage Twins Remixe der Zombie-Songs zu produzieren und so erscheint mit Supersexy Swinging Sounds ein Album, das komplett aus solchen Remixversionen besteht und ebenfalls mit Platin veredelt wird.

Mentopia.net Der Erfolg läßt die Nachfrage nach Rob Zombies kreativen Fähigkeiten enorm steigen. Er singt mit Alice Cooper, dem Idol seiner Kindheit, für den Soundtrack der X-Files-Serie im Duett, er erschafft die berühmte Halluzinations-Szene für Beavis & Butt-Head Do America, Howard Stern bittet ihn um ein Duett für den autobiographischen Stern-Film Private Parts. Die Universal Studios geben bei Rob Zombie den Entwurf einer Horrorsektion für ihren Freizeitpark in Auftrag, die er gestaltet und einrichtet, an der Comic-Front sammelt Rob Zombie als Texter und Zeichner für Spookshow International und The Nail Meriten. Er gründet sein eigenes Label Zombie-A-Go-Go Records und veröffentlicht dort völlig abgedrehte Mix-CDs, so zum Beispiel Halloween Hootennnanny, zur gleichen Zeit nimmt er den Song Scum of the Earth für den Soundtrack zu Mission: Impossible 2 auf und in der Comic Serie Spider-Man: The Animated Series stellt er der Figur des Dr. Curt Connors alias The Lizard seine Stimme zur Verfügung. Schließlich lässt er, was viele für eine Schnapsidee halten, von Todd McFarlane, dem Zeichner und Erfinder der Spawn-Comics, eine Actionfigur von sich entwerfen und produzieren.

Doch zurück zur Chronik - im August 1998 veröffentlicht Rob Zombie mit Hellbilly Deluxe seine erste Solo-CD, die von Scott Humphrey (Metallica, Mötley Crüe) produziert und mit Unterstützung von Tommy Lee (Mötley Crüe, Methods of Mayhem), Danny Lohner (Nine Inch Nails, Methods of Mayhem, David Bowie) und Charlie Clouser (Nine Inch Nails) eingespielt wird. Die Scheibe steigt postwendend auf dem fünften Platz der Billboard-Charts ein und verkauft sich exzellent. Also beschließt er, sich ganz seiner Solo-Karriere zu widmen und im Herbst 1999 erscheint mit American Made Music to Strip By eine Remix-Sammlung seiner ersten Solo-Stücke. Auch jetzt bleibt er sich selbst und seinem Stil mit den von ihm entworfenen Booklets und den abgefahrenen Sound-Samples treu. Im November 2001 folgt das Album The Sinister Urge, für dessen Einspielung er sich die Unterstützung von Ozzy Osbourne, Kerry King (Slayer) und DJ Lethal (Limp Bizkit) sichern kann. Die Scheibe ist ein weiterer Erfolg und Rob Zombie geht mit Ozzy zusammen auf Tour. Schließlich erscheint Oktober 2003 die Best-Of-CD Past, Present And Future, der eine, zehn Clips umfassende, DVD beigelegt ist. Sein bisher letztes Album, von einer Live-Cd aus 2007 abgesehen, erschein mit der großartigen Scheibe Educated Horses im Jahr 2006 – das nächste Album wird Hellbilly Deluxe 2 sein, als Releasedatum ist der 02.02.2010 vorgesehen. [4]

Rob Zombie äußerte sich immer wieder dahingehend, dass er sich aus dem Musikgeschäft zurückziehen will, um sich auf seine Arbeit als Regisseur zu konzentrieren, wobei nie ganz klar war, ob er das ernst meinte oder ob das eher Attitüde war. Jedenfalls beginnt er im April 2000 für die Universal Studios an einem Drehbuch zu arbeiten, das er auch selbst als Regisseur verfilmen soll: House of 1000 Corpses. Der Film wird zwar fertig produziert und geschnitten, aber das Ergebnis fiel Universal wohl zu heftig aus, so dass die Gesellschaft sich weigert, ihn in die Kinos zu bringen. Ziemlich erbost zieht Rob Zombie mit den Filmrollen von dannen, er besitzt die Rechte am Film, und zunächst sieht es so aus, als käme er mit MGM ins Geschäft, die den Streifen mit der Zusage kaufen, ihn zu Halloween 2001 in die Kinos zu bringen. Was MGM dann aber doch nicht mehr will und so gibt Rob Zombie schließlich und endlich Lions Gate Films den Zuschlag, die mit dem Genre vertraut sind und in diesem mit American Psycho schon sehr erfolgreich waren. Erinnert ein bißchen an die Sex Pistols, diese Story, die mit der Nichtveröffentlichung ihrer ersten Scheibe ordentlich Geld verdienten.

Was macht Rob Zombies Werk so außergewöhnlich, dass es geeignet ist, die häßliche Seite der modernen Zivilgesellschaft zu beschreiben und die unerfreulichen Symptome dieser Gesellschaft an ihm zu explizieren? Der Schlüssel liegt in dem Song The Great American Nightmare, den er für Howard Sterns Film Private Parts schrieb:

Call me the American nightmare
Call me the American dream
Call me your soul corrupted
Call me everything you need.

Im Lied More Human Than Human setzt er das Motiv fort, was dann so klingt:

I am the astro-
Creep a demolition
Style hell american
Freak - I am the
Crawling dead - a
Phantom in a box
Shadow in your
Head say acid
Suicide freedom

Rob Zombie erzählte, dass er - dort von seiner Mutter zum Zwecke der Erleichterung ihres Alltags plaziert - seine Kindheit vor dem Fernseher verbrachte und sich auf Horror- und Trashfilme aller Art spezialisierte. White Zombie habe er eigentlich nur gegründet, um sich von den Folgen dieser Trashflut zu therapieren. Nun verhält es sich so, dass die Charaktere des klassischen Horrorgenres in der Regel ver- und überzeichnete Archetypen darstellen und der mitunter absichtsvoll, meistens aber unbeabsichtigt karrikierende Versuch sind, Bilder aus den individuellen Schattenwelten beziehungsweise dem kollektiven Unbewußten mit künstlerischen Mitteln visuell manifest werden zu lassen, sie quasi ins Bewußtsein zu übertragen. (Die Begriffe Archetyp, Schatten und kollektiv Unbewußtes sind hier streng im Sinne der Beschreibungen nach C.G. Jung zu verstehen.) Damit haben diese Charaktere dieselben Wurzeln wie die archaischen Götter und Wesenheiten der nichttranszendierten Kulte, aber auch transzendierter Religionen und folgerichtig findet sich diese oder jene dieser Gott- und Wesenheiten in der Staffage des klassischen Horrors wieder. Ob bösartige Mischwesen aus Mensch und Tier wie die Empusa, die Gorgonen oder die Satyrn aus der griechische Mythologie und Faunus aus der römische Mythologie, dämonische Wesenheiten wie Asasel (altes Testament) und Ashmodai (Apokryphen) oder auch sexuelle Angstprojektionen wie die Succubi und Incubi (spätmittelalterliches Christentum und danach - Benedikt XIV. meinte, in den den Succubi und Incubi gefallene Engel ausgemacht zu haben) - sie alle finden sich in den Charakteren des klassischen Horrorgenres wieder. Ohne die Erinyes der griechischen Mytholgie, die als Vampire im slawischen und osteuropäischen Volksglauben zu finden sind, ist das klassische Horrorgenre kaum vorstellbar.

Der überzeichnend-karrikierende Effekt des modernen Horrorgenres resultiert aus der Transformierung dieser alten, teils archaischen Typen und Muster in die banale Welt der Profitmaximierung per Massenkonsum, also in unsere westlichen Lebens- und Wirtschaftsbedingungen - wo diese Typen und Muster einerseits mit den von diesen Bedingungen selbst generierten Kreaturen und Freaks horribler Natur konkurieren und letztere die archetypischen oder auch nur archaischen Charakteristika der alten Typen und Muster adaptieren, während diese andererseits in den Sog der systemimmanenten Beliebigkeit geraten. Das Resultat sind skurrile Mischfiguren, die seit geraumer Zeit durch die esoterisch-okkulten Plauderstuben geistern, aber auch die Praxen der weniger seriösen Psychologen und die Welt der Unterhaltungsmedien bevölkern. Eine der ersten und die ohne Zweifel bekannteste Figur dieser Art hat Mary Wollstonecraft Shelley (1797-1851) [5] geschaffenen, die mit ihrem 1818 erschienen Buch "Frankenstein oder der moderne Prometheus" als Schöpferin des modernen Horrorgenres gilt - die Internet Movie Database (IMDb) zählt 46 Verfilmungen ihrer Romanvorlage. [6]

Die Frankensteinstory der Mary Shelley hat trotz des Buchtitels allerdings herzlich wenig mit Prometheus zu tun - diese Parallele zum "Lichtbringer" der antiken Mythologie ist der damals weit verbreiteten und bis heute anhaltenden, euphemistischen Sicht auf unsere, seinerzeit gerade im Entstehen begriffene, westliche Lebens-und Wirtschaftsweise derjenigen geschuldet, die von ihr profitieren und welche zugleich diejenigen sind, die den hiesigen, gesellschaftlichen Diskurs dominieren. In diesem Sinne übertrug Mary Shelley vielmehr den alten talmudistisch-kabbalistischen Mythos vom Golem als einer, in gottgleicher Anmaßung menschengeschaffenen, erst dienstbaren und dann revoltierenden Monstrosität in die Welt des durch die kapitalistischen Wirtschafts-bedingungen technisch - damals noch ausschließlich mechanisch - Machbaren und zog den eigentlich schon transzendierten Mythos zurück auf die Ebene potentieller, materieller Möglichkeiten. Indem sie solcherart das sozusagen chronische Angstpotential, das der Figur wegen der hinter ihr stehenden, archaisch-archetypischen Muster innewohnt, um das quasi akute Angstpotential der modernen Industriegesellschaft erweiterte, wurde der Grusel einerseits trivialisiert und erfuhr andererseits eine neue Qualität, denn nun war er wirklich in der Realität der westlichen Lebenswelt angekommen. Dieser Umstand hat bis dato durch den Holocaust, "medizinische" Experimente an Menschen in deutschen Konzentrationslagern und die Euthansie-Ideologie (deren Einfluß weiter reicht, als mancher sich eingestehen möchte einerseits und - ohne beides hiermit in einen direkten Zusammenhang bringen zu wollen - die Möglichkeiten von Bio- und Gentechnologie andererseits mehrere, qualitative Steigerungen erfahren und so bevölkern mittlerweile ganze Legionen von Monstren, Mutanten und Zombies die westliche Phantasiewelt, die nichts anderes repräsentieren als die Ängste vor der selbstgeschaffenen Welt, vor den horriblen Konsequenzen des eigenen Tuns - und damit der Angst der Bewohner dieser Welt vor sich selbst. Hiermit ist im Wesentlichen auch der Unterschied zu den Astaroths, Kingus und Wendigos, kurz all den Dämonen und Dämönchen, den Höllengrafen und Fürsten der Finsternis klassischen Zuschnitts beschrieben. Die sind die mystifizierende Reaktion auf das, was dem Menschen in ihm selbst und außerhalb seiner Person als gesetzt und gegeben, aber rational nicht wirklich hinreichend erklärbar, nichtsdestoweniger unbedingt erklärungs-bedürftig erschien. Die Dämonen und Dämönchen neueren Zuschnitts, all die Zombies, Mutanten und Freaks, sind selbstgeschaffen und das potentielle Ergebnis eigenen Tuns des Menschen. Nicht unerwähnt bleiben soll der Umstand, dass unsere Lebens- und Wirtschaftsweise natürlich soziale Konsequenzen hat, in deren Ergebnis es einem durchaus passieren kann, dass man einem solchen Freak zum Beispiel in der U-Bahn begegnet - oder man unter entsprechenden Umständen selbst zu einem Freak wird. Das kann schneller gehen, als manchem lieb ist, und die extremen Fälle wie Stagger Lee, Harmann, Manson finden, teils noch zu Lebzeiten, selbst ihr Plätzchen in der Monstren-Staffage.

Rob Zombie setzt an genau dieser Stelle - insbesondere am potentiellen, de facto selbstinduzierten Freak-Sein - an und sattelt auf dieses Phänomen eine gehörige Portion drauf. Er perfektioniert es in seiner medialen Präsentation, remystifiziert und überhöht es dabei maßlos - und trivialisiert es zugleich durch die umfassende Merkantilisierung des Endprodukts. Er macht es mit der effizienten Nutzung aller ihm zur Verfügung stehenden, künstlerischen Mittel und technischen Möglichkeiten - insbesondere seiner schrägen, die Hörgewohnheiten öfter mal verwirrenden, aber perfekt arangierten und extrem kraftvollen Musik, die seit White Zombie von Anfang an die jeweils modernsten elektonischen Mittel und Sample-Techniken nutzt, ohne auf die ungestüme Kraft von Gitarre, Bass und eines konventionellen Schlagwerks zu verzichten - und seinen gigantischen Bühnenshows solcherart präsentabel, dass der Konsument eigentlich kaum anders kann, als das Ergebnis genauso fasziniert wie angewidert zur Kenntnis zu nehmen.

An dieser Stelle sind regelmäßig zwei Reaktionen zu beobachten. Die eine ist ein mehr oder weniger hiesiges Phänomen, das eine gewisse Studienratsmentalität oder/und eine Neigung zum unbedingten Gutmenschsein voraussetzt und das den Begriffen "Kulturnation" und "Leitkultur" zuzuordnen ist. In diesem Kontext, in dem sich auch die meisten Liebhaber deutscher Sonntags-feuilletons tummeln, wird Rob Zombie als Trash abgetan, wobei hierzulande - das ebenso hartnäckige wie beliebte Ressentiments pflegend - in diesem Zusammenhang gerne das Adjektiv "amerikanisch" zur Anwendung gebracht wird. Natürlich kultiviert Rob Zombie Trash, er hat nie behauptet, etwas anderes zu tun - aber es ist der Trash der Zivilisationsform, in der wir alle leben, die wir alle mehr oder minder stützen und in der die meisten es sich unter Inkaufnahme eben dieses Mülls recht kommod eingerichtet haben. Das will natürlich keiner der Beteiligten hören und so kommt es gelegentlich vor, dass die ganz besonders Klugen unter den Kommentatoren meinen, den Begriff vom "white trash" zur Anwendung bringen zu müssen. Leider hält sich die Sachkenntnis dieser ganz besonders klugen Kommentatoren in aller Regel in sehr überschaubaren Grenzen. Was im Ergebnis aber auch egal ist, denn hier geht es eh nur um die Denunziation anderer als vermeintlich unethisch, was dann als sogenannte Ethik stets gerne eine Projektion dumpfen Moralgequatsches ergibt.

Das andere Reaktionsmuster steht im Kontext christlichen Glaubens, hierzulande insbesondere aber dem der Amtskirchen. Da werden umgehend glaubenszersetzendes Treiben, satanistische Umtriebe, kurz Teufelswerk vermutet. Wobei anzumerken ist, dass Rob Zombie, offensichtlich mit großem Spaß an der Sache, dieses Klischee ebenso überzogen bedient, wie das sein Werk grundsätzlich kennzeichnet, so dass eigentlich auch all die neuzeitlichen Liebhaber inquisitorischer Befragung merken sollten, dass ihnen da einer mit Begeisterung eine ziemlich lange Nase dreht. Daß sie es nicht tun, legt zumindest den Verdacht nahe, dass Methode dahinter steckt.

Wie dem auch sei - wenn er, der Konsument, bei der Begegnung mit Rob Zombies Werk allerdings genauer hinsieht bzw. -hört, kann er jedoch ihn wesentlich determinierende Facetten seiner selbst in seiner Rolle als Freak einer Spookshow wahrnehmen, deren zentrale Fetische Ware, Geld und Wohlstand heißen. Wenn er genauer hinsieht...

Fußnoten
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/La_Sexorcisto:_Devil_Music,_Vol._1
[2] https://www.imdb.com/name/nm0957772/
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Rob_Zombie
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Hellbilly_Deluxe_2
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Shelley
[6] https://www.imdb.com/name/nm0791217/

[geschrieben 01/2005, Links geprüft und ergänzt 06.04.2019]

Bildquellen

  • chickswithguns: Rob Zombie at the Mayhem Festival in 2010 10.07.2010
    [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zombiemayhem.jpg] Stand 21.01.2013
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  • Ingrum, Eric: Rob Zombie in 2009 (taken from a photo with Eric Ingrum) 22.11.2009
    [https://en.wikipedia.org/wiki/File:Rob_Zombie_in_2009.png] Stand 21.01.2013
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