Einleitung zum Text "The Grand Chessboard - USA vs. Russland. Nuland, die Thinktanks und Biden"

Zum Verständnis des Textes The Grand Chessboard - USA vs. Russland. Nuland, die Thinktanks und Biden eine Einleitung nebst Anmerkung und einer Klarstellung.

1. Der Einfachheit halber schreibe ich - wie es die Russen auch tun - meistens Russland (Россия), wenn ich die Russländische Föderation (Российская Федерация) meine, was die offizielle Bezeichnung des Staates ist. Ich schreibe aber nie Russische Föderation (Русская Федерация), weil das schlicht falsch ist. Das Adjektiv русский bezieht sich auf die russische Ethnie und Sprache, während российский das Territorium und seine Staatsbürger meint, die nicht alle ethnische Russen sind. Deshalb hatte die Unterscheidung in Russland schon immer eine große Bedeutung.

2. Ich bin jedes Mal, wenn ich mich mit diesem Thema befasse, wieder erstaunt, dass Politiker, Militärs und Politikwissenschaftler in den USA und der EU sich praktisch ohne historisches Bewusstsein anmaßen, Urteile über Russland, China, die arabische Welt - kurz: über alles außerhalb ihrer Lebenswelt - abzugeben, dass sie diese Welt außerhalb der ihren maßregeln, disziplinieren und letztlich dominieren wollen. Deshalb habe ich hier einen Abriss der russischen Geschichte zu diesem Kontext abgelegt.

3. Einige Abschnitte des Textes lesen sich wie ein Whataboutism und das sind sie - formal gesehen - auch. Üblicherweise wird diese Methode für ein unzulässiges Argumentationsmuster gehalten, was es aber nicht ist, es kann allenfalls nutzlos, weil nicht zielführend, und möglicherweise denunziatorisch sein. Ein in diesem Sinne unzulässiger Whataboutism hat im Grunde nur den Zweck, die Argumentation des anderen Diskutanten in Ermangelung eigener Argumente auszubremsen - was ein zulässiger Whataboutism freilich auch tut, allerdings optimalerweise argumentativ.
Zur Erklärung ein einfaches Beispiel - wenn der Papi den Sohnemann ermahnt, er habe schon wieder gepopelt und der kleine Björn-Oliver den Vorwurf dergestalt an unbeteiligte Dritte mit der Feststellung weiterreicht, die Nele-Frederika habe doch auch gepopelt, dann ist Björn-Olivers Whataboutism nutzlos und denunziatorisch. Erwidert Björn-Oliver Papis Vorwurf jedoch mit dem Hinweis, der habe doch vorhin erst heimlich geraucht, obwohl die Mami ihm das ausdrücklich verboten hat, dann ist dieser Whataboutism zielführend und höchstwahrscheinlich erfolgreich, weil Papi das Vergehen seines Sprösslings umgehend vergisst und nun mit der Frage beschäftigt ist, ob der Kleine ihn bei Mami verpetzt und mit ein bisschen Glück schlägt Björn-Oliver sogar zehn Euro Taschengeldbonus heraus.
Allgemein formuliert - in diesem Sinne verwende ich ihn in diesem und anderen Texten - soll ein zielführender Whataboutism die Argumentation des anderen im Disput als nicht tragfähig, weil unzulänglich, unvollständig, irreführend und/oder das Thema verfehlend erkennbar machen und mitunter erweist sich ein zielführender Whataboutism als nützlich, um Darstellungen und Einwände als scheinheilig und/oder heuchlerisch zu hinterfragen. Hin und wieder ist ein absichtsvoll platzierter Whataboutism hilfreich, um den Schwerpunkt einer Debatte oder Argumentation in eine gewünschte Richtung zu verschieben - so, wie es Björn-Oliver in meinem kleinen Beispiel tat. :-)

4. Ich verwende den Begriff Liberalismus zur Bezeichnung einer Ideologie in Abgrenzung zum Begriff Liberalität als Geisteshaltung und Handlungsmotiv. Es ist im Grunde ganz einfach - Ideologien sind pervertierte Ideale und der Liberalismus ist mittlerweile so ziemlich das Gegenteil von Liberalität. Liberalismus pervertiert liberale Ideale, Sozialismus soziale, Kommunismus kommune (gemeinsam), Nationalsozialismus nationale und soziale, Konservatismus konservative und so weiter. Das gilt für fast alle politischen Felder und deren Ideale, gelegentlich in der Philosophie und hin und wieder auch in der Kunst, sofern sie mit politischen Konzepten verbunden ist (Futurismus, Symbolismus, sozialistischer Realismus). Die Akteure in diesen Kontext nenne ich Liberalisten, das Adjektiv ist liberalistisch.
Eigentlich wäre der Begriff Hegemonialglobalismus der passendere statt des von mir verwendeten Globalismus, allerdings ist der doch recht sperrig. Deshalb bleibe ich vorerst bei Globalismus, bis ich eine alternative Bezeichnung für globale, mit finanzieller, ökonomischer und/oder militärischer Dominanz durchgesetzte Hegemonialbestrebungen gefunden habe. Die Akteure in diesen Kontext nenne ich Globalisten, das Adjektiv ist globalistisch.

5. Der Text richtet sich weder explizit noch implizit gegen DIE Amerikaner, die gibt es nämlich pauschal und in toto nicht - genauso wenig, wie DIE Deutschen oder DIE Russen. Der Text richtet sich gegen die herrschenden Eliten der USA, sowohl gegen die liberalistisch-globalistischen, die sich als "Demokraten" bezeichnen und demnächst mit Biden die Adminstration stellen wollen, als auch gegen die konservativ-republikanischen. Solange es ihr eigenes Territorium betrifft, mögen die tun und lassen, was sie wollen, aber gerade die liberalistisch-globalistischen intensivieren die Bestrebungen zur globalen Hegemonie der USA in einer Weise, die nur als verhängnisvoll bezeichnet werden kann. Gegen diese richtet sich der Text.